
Interview mit Christine Schmitt, Leiterin des Walderlebniszentrums & forstlichen Versuchsgartens Grafrath
2. Dezember 2025Rückblick auf das Waldjahr 2025
Kleine Erholung – aber keine Trendwende
Das Jahr 2025 geht zu Ende. Ein guter Moment, um zurückzublicken, auch auf den Zustand unserer Wälder. Der Tenor bleibt leider vertraut. An einigen Stellen gibt es spürbare Entlastungen, doch eine echte Trendwende ist nicht in Sicht. Zu groß ist der Grundstress, zu tiefgreifend wirken die Belastungen aus den Extremjahren seit 2018 nach. Hinzu kommt, dass Trockenphasen die Lage innerhalb weniger Wochen wieder kippen können. Entscheidend bleibt deshalb der Blick auf regionale Unterschiede, denn Standortbedingungen, Baumarten und Wetterverläufe prägen den Zustand der Wälder sehr unterschiedlich.
Ein Blick in einige der Waldzustandsberichte der Länder zeigt dieses vielschichtige Bild deutlich. In Baden-Württemberg sind im Vergleich zum Vorjahr leichte Erholungen zu erkennen, etwa eine Verbesserung des mittleren Nadel- und Blattverlusts über alle Baumarten hinweg um 1,6 Prozent. Der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk MdL sprach in diesem Zusammenhang von Verschnaufpausen durch waldfreundliche Witterungen, die nun gezielt genutzt würden, um die Wälder zu verjüngen. Denn gerade junge Bestände, so Hauk, kommen mit Klimaextremen besser zurecht.
Auch in Nordrhein-Westfalen wurden Fortschritte gemeldet. Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen erklärte, dass der Anteil stark geschädigter Bäume im Vergleichszeitraum um fünf Prozentpunkte auf 34 Prozent gesunken sei. Die Erfolge des Waldumbaus mit jüngeren und artenreicheren Beständen würden zunehmend sichtbar. Gleichzeitig machte sie deutlich, dass der Umbau der Wälder auch in den kommenden Jahren der zentrale Auftrag bleibt.
Auch in Bayern bleibt die Situation angespannt. Fehlende Niederschläge im Frühjahr und hohe Sommertemperaturen führten regional zu erheblichem Trockenstress. Besonders betroffen sind Teile Nordbayerns und Mittelfrankens. Die Werte beim mittleren Nadel- und Blattverlust bleiben auf einem hohen Niveau – 28 Prozent bei Nadel-, 23 Prozent bei Laubbäumen. Die bayerische Forstministerin Michaela Kaniber betonte angesichts des erheblichen Drucks durch den Klimawandel, dass „wir keine Zeit verlieren [dürfen]“. Der Aufbau zukunftsfähiger, stabiler Mischwälder habe höchste Priorität.
Diese Beispiele verdeutlichen, wie unterschiedlich sich die Waldzustände in Deutschland entwickeln. Aus Faktoren wie Standort, Baumartenzusammensetzung und Vorgeschichte resultieren unterschiedliche Ausgangslagen und durch verschiedene Wetterlagen diverse Folgeentwicklungen. Gleichzeitig wird über alle Regionen hinweg eines deutlich: Der Waldumbau bleibt das prägende Thema. Er zeigt in vielen Regionen Deutschlands erste Erfolge, bleibt zugleich aber eine langfristige Aufgabe.
EUDR: Waldbesitzende können für den Moment aufatmen
Politisch brachte das Jahr 2025 zumindest einen Moment der Entlastung. Mit Blick nach Brüssel wurde die EU-Entwaldungsverordnung, kurz EUDR, auf Ende 2026 verschoben und durch erhebliche inhaltliche Anpassungen in Teilen praktikabler ausgestaltet.
Vorgesehen ist unter anderem, die Informationspflichten für Klein- und Kleinstbetriebe zu reduzieren und bürokratische Lasten entlang der Lieferketten zu verringern. Zudem soll die EU-Kommission bis zum 30. April 2026 die Verwaltungskosten überprüfen, verbunden mit der Option weiterer Vereinfachungen. Damit ist der Druck kurzfristig gesunken. Die strukturellen Herausforderungen sind aber nicht gelöst. Weitere Anpassungen bleiben notwendig, damit die Regelungen praxistauglich werden.
2025 hat damit nicht das Ende der Debatte gebracht, sondern ein Arbeitsfenster eröffnet. Diese Zeit sollte genutzt werden, um weiterhin für Lösungen zu werben, die Waldbesitzende in ihrer Arbeit unterstützen statt sie zu behindern.
Was aus dem Waldjahr 2025 folgt
Aus den Erfahrungen des Jahres 2025 lassen sich klare Schlussfolgerungen für die kommenden Jahre ziehen. Der konsequente Umbau und die Verjüngung der Wälder bleiben zentrale Aufgaben. Die Berichte zeigen, dass junge, gemischte Bestände ein entscheidender Baustein für mehr Resilienz sind und besser mit zunehmenden Wetterextremen umgehen können.
Gleichzeitig rücken Wasserhaushalt und Bodenschutz weiter in den Fokus. Maßnahmen zum Wasserrückhalt in der Fläche, ein angepasstes Wege- und Gewässermanagement sowie humus- und bodenschonendes Arbeiten gewinnen angesichts häufiger Trockenphasen weiter an Bedeutung.
Hinzu kommt das aktive Management von Schadfaktoren. Ein verlässliches Monitoring etwa bei Borkenkäfern, Misteln oder Pilzen, eine standortangepasste Wahl von Baumarten und Herkünften sowie, wo möglich, die Nutzung verschiedener Baumarten bleiben entscheidend für stabile und anpassungsfähige Wälder.
Wälder reagieren auf Wetter, auf Stress und auf unser Handeln. Das wissen die Menschen, die sich täglich um unsere Wälder kümmern am besten. Gut also, dass in ganz Deutschland Waldbesitzende weiterhin daran arbeiten, ihre Wälder jünger, artenreicher und damit widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels aufzustellen. Das gilt für 2025 sowie für die kommenden Jahre.
